Wieso beschäftige ich mich mit der Zirkumzision?
Seit einer Dekade kämpfe ich immer wieder mit der Frage, ob ich mich beschneiden lassen soll oder nicht? Ich mache es mir wirklich nicht einfach mit dieser Frage.
Der Grund dafür ist, dass ich unter einer sehr starken Smegmaproduktion leide und immer wieder Entzündungen habe. Seit der Pubertät kämpfe ich regelmässig mit diesem Problem. Mein Penis riecht immer schlecht. Das Waschen mit Seife oder Duschgel lindert das Geruchsproblem für einige Minuten oder wenige Stunden. Deshalb hatte ich ihn für längere Zeit zweimal täglich eingeseift. Das ständige Waschen reizte jedoch die Vorhaut und die Haut der Eichel so sehr, dass alles extrem zu jucken begann. Zudem fördert das zu oft Waschen Entzündungen zusätzlich, weil ich den natürlichen Schutz vor Keimen immer wieder abwasche. Deshalb bin ich wieder dazu übergegangen, ihn nur noch einmal am Tag zu waschen. Aber so stinkt es wieder stärker. Ein Teufelskreis! 🙁
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Tatsache, dass ich als ambitionierter Amateur-Triathlet und ebenfalls als Tauchlehrer, jede Woche mehrere Stunden im Chlorwasser eines Schwimmbads verbringt, auch eine Rolle bei meinen Entzündungen spielt. Aber ich liebe diese Sportarten zu sehr, um sie einfach aufzugeben. Allerdings hatte mein Bruder ganz ähnliche Probleme mit seiner Vorhaut und er schwimmt sehr nur selten.
Noch mildere Seifen oder Duschgels halfen leider auch nicht. Meine Eltern besitzen mehre Drogerien und Apotheken in der Region. Deshalb bin ich quasi an der Quelle für spezielle Pflegeprodukte, für übersensibele Haut oder für Allergiker. Keines dieser Produkte half mir wirklich weiter.
Leider ist es so, dass manchmal nicht nur ich selbst diesen üblen Geruch wahrnehme. Meine WG-Mitbewohner machen mich hin und wieder sanft darauf aufmerksam. 🙁
Was noch schlimmer ist, ist, dass ich meine Entzündungen bereits an mehrere Frauen weitergegeben habe. Sie hatten schwere Scheidenentzündungen. 🙁 Bei zwei Frauen, mit denen ich geschlafen hatte, ist der Zusammenhang ganz offensichtlich. Ich fühle mich wirklich irgendwie schuldig deswegen. Seit ich dies weiss, verzichte ich auf One-Night-Stands und damit auf Sex, solange meine Entzündungen nicht vollständig abgeklungen sind. Früher war ich damit viel weniger vorsichtig. Aber wahrscheinlich kann ich die Keime, die dafür verantwortlich sind, auch dann übertragen, wenn ich nicht entzündet bin. Sie sind dann wahrscheinlich nur in viel geringerer Zahl vorhanden.

(Passwort für ü18-Bilder: hier, Punkt 13)
Zirkumzision notwendig oder nicht?
In den letzten Jahren sind meine Vorhaut- und Eichelentzündungen immer hartnäckiger geworden und ich leide in immer kürzeren Abständen darunter. Sowohl der unangenehme Geruch als auch die regelmässigen Schmerzen, sind für mich immer mehr zu einer Belastung geworden.
Mein Hausarzt ist scheinbar ganz grundsätzlich gegen eine Zirkumzision. Er scheint Beschneidungsgegner zu sein, auch wenn er dies nicht offen sagt. Er empfiehlt seit Jahren unterschiedliche Salben. Wenn die Entzündung nicht abschwellen will - was den letzten zwei Jahren öfter der Fall war - gab er mir Antibiotika. Ich war lange von diesem "sanften" Weg überzeugt und einige Jahre lang hatte dies auch sehr gut funktioniert. Einerseits bin ich froh, dass mein Hausarzt nicht vorschnell zu einer Operation rät. Auf der anderen Seite fühle ich mich seit einiger Zeit mit meinem Problem allein gelassen, weil er nicht bereit zu sein scheint, auf die radikalere Methode der Beschneidung umzuschwenken. Er scheint irgendwie verärgert darüber zu sein, dass ich nun ernsthaft darüber nachdenke mich beschneiden zu lassen. Aber auch dies kann ich natürlich nur zwischen den Zeilen lesen.
Seit einigen Monaten bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich das Gefühl habe, dass ich selbst etwas unternehmen muss, um eine bessere Lösung herbeizuführen. Obwohl ich gut mit ihm auskomme und ihn irgendwie mag, kann ich nicht auf die Unterstützung meines Hausarztes hoffen. Er wird mich nicht zu einem anderen Urologen überweisen, der seine Meinung nicht bestätigt.
Ich weiss sehr wohl, dass die Entscheidung für die Beschneidung eine unumkehrbare ist und nicht leichtfertig getroffen werden sollte. Allein aus ästhetischen Gründen würde ich mich nie beschneiden lassen. Dafür ist mir die Abheilzeit zu heftig und zu lange. Ich habe miterlebt, wie mein Bruder nach seiner Zirkumzision gelitten hatte. Viel weniger Angst Ich habe vor den bleibenden Folgen, da sehr viele sehr glücklich damit leben.
Weil ich scheinbar ein Grenzfall zwischen "medizinischer Notwendigkeit" und "reinen hygienischen Gründen" bin, ist es für mich sehr schwierig, das Für und Wider abzuwägen. Lange, zu lange habe ich mich vor einer Entscheidung gedrückt. Nun ist sie aber unausweichlich geworden.
Jasons Erfahrung
(Der folgende Abschnitt veröffentliche ich mit der ausdrücklichen und vorheriger Genehmigung durch meinen Bruder.)
Mein kleiner Bruder, der unter dem gleichen Problem gelitten hatte (zu starke Smegmaproduktion und hartnäckige Entzündungen), wurde 2018 beschnitten. Nach einer sehr schweren Entzündung wurde die Zirkumzision für ihn unumgänglich, weil die Blase von der Entzündung mitbetroffen war. Da Jason gehörlos ist, hatte ich ihn damals zum Urologen begleitet, als Gebärdendolmetscher. Er hat sich bei diesem sehr intimen Thema nur seinem grossen Bruder (mir) anvertraut. Ich sass neben ihm, als er operiert wurde. Ich weiss deshalb genau wie das alles abläuft. In der Zeit nach der Operation gebärdete Jason mir gegenüber, oft seine damalige Frustration. Nur mit mir wollt/konnte er damals, offen darüber zu sprechen.
Obwohl mein Bruder und ich unterschiedliche Charaktere sind, unterschiedliche Interessen haben und er drei Jahre jünger ist, stehen wir uns sehr nahe. Es gibt nur wenige Geheimnisse zwischen uns.
Deshalb weiss ich sehr genau, was die Zirkumzision bedeutet. Ich habe es quasi "hautnah" miterlebt. Ich weiss, wie mein Bruder in den Tagen, Wochen und Monaten nach der Beschneidung gelitten hatte. Nicht wegen Schmerzen. Die hatte er kaum. Sein Glied sah jedoch aus wie ein Kriegsgebiet. Er brauchte mehr als ein Jahr, um sich vollständig an seinen neuen Penis zu gewöhnen. Der mentale Aspekt war beinahe noch schwieriger als der rein physische. Die Wundheilung ging zügig voran. Aber obwohl es nur eine sehr überschaubare Amputation war, war die dadurch entstehe Veränderung massiv. Erst nach etwa 15 Monaten konnte Jason die Masturbation und den Sex wieder richtig geniessen. Es war eine harte Zeit für ihn, bis sich sein Gehirn mit der neuen Situation vollständig apanagiert hatte. Und genau davor habe ich in Bezug auf meine eigne Zirkumzision wirklich sehr grossen Respekt.
Das Endresultat
Heute ist Jason jedoch sehr, sehr zufrieden mit dem Endergebnis und er wünscht sich, er hätte es schon viel früher machen lassen. Die Entzündungen kamen nie wieder zurück und er stinkt nicht mehr. Alles sauber, trocken, glatt, geschmeidig und weich. Die Narbe ist kaum noch zu erkennen. Nur noch ein leichter Farbunterschied. Als wir neulich darüber sprachen, erlaubte er mir seine Narbe betasten, um mir Mut zu machen. Alles weich und geschmeidig. Den Penis des anderen zu betasten, ist etwas das natürlich nur unter Brüdern, die sich vertrauen möglich ist und wir auch noch nie zuvor machten. 😉 Wir sind beiden alles andere als schwul!
Heute hat Jason viel Freude an seinem "neuen Penis", wie er schon mehrfach betonte. Er ist regelmässig sexuell aktiv und scheint keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben. Werder psychisch noch physisch. Die Frauen seien anfangs manchmal etwas irritiert, aber in der Regel gefalle ihnen sein Penis danach immer sehr. Obwohl ich nicht auf die Schwätze anderer stehe, muss ich zugeben, dass Jaosns beschnittener Penis wirklich attraktiv aussieht. Ich verstehe gut, dass Frauen diesen Anblick mögen.
Jason rät mir schon seit vielen Monaten, es auch "endlich" machen zu lassen und er versprach mehrmals mich auf diesem Weg zu unterstützen, wie ich es damals für ihn tat.
Die Vorbereitung
Die meisten Urologen scheinen leider keine Meister darin zu sein, ihre Patienten auf die Zeit nach der Beschneidung vorzubereiten. Die rein medizinischen Informationen, die Jason damals erhielt, waren erste Sahne. Wirklich top! Über die Wundheilung und mögliche Komplikationen wurde er bestens informiert. Aber die mentalen Folgen wurden leider überhaupt nicht angesprochen. Kein einziges Wort dazu.
Damals hatten wir beide (zu)viel im Internet über die Zirkumzision recherchiert. Leider sind die meisten Informationen dazu sehr einseitig: Entweder ist alles schlecht oder es gab gar keine Probleme. Die vielen Zwischentöne und Zweifel, die wohl jeder in der Realität durchmacht, werden meist zu Gunsten einer bestimmten Ideologie verschwiegen. Es hätte Jason damals in seiner Frustration sehr geholfen, zu lesen, dass dies alles einfach sehr viel Zeit braucht. Dass sich auch das Gehirn erst einmal umorganisieren muss. Und, sass dies scheinbar nicht ungewöhnlich ist. Natürlich kann es bei vielen ganz anders abgelaufen sein als bei Jason. Aber, dass es nur zwei Extreme geben soll, kann rein statistisch (logisch gedacht) nicht sein.
Inzwischen habe ich auch einige rare Berichte im Internet gefunden, die das Gleiche beschreiben, wie es mein Bruder durchlebt hatte. Berichte die auch die Zwischentöne beschreiben. Es ist wahrscheinlich eher die Normalität als die Ausnahme.
Mein Istzustand
Wenn die Entzündung und der üble Geruch nicht wären, wäre meine Vorhaut perfekt. Keine Phimose. Meine Vorhaut ist weder zu lang noch zu kurz. Etwa CI-6 (gemäss "Coverage Index", folge dem Link) Ich habe weder einen hässlichen Rüssel, noch eine nur halb bedeckte Eichel. Genau richtig. Meine Vorhaut bereitet mir normalerweise viel Spass. 🙂


(Passwort für ü18-Bilder: hier, Punkt 13)
Man hat mir auch schon geraten, die Vorhaut immer zurückgeschoben zu tragen. Aber das funktioniert bei mir gar nicht. Mein Frenulum arbeitet sehr effektiv, wie es sollte und schiebt meine Vorhaut immer zuverlässig über die Eichel, wenn mein Keiner schlaff ist. Das dauert normalerweise keine 2 Minuten.
Ich hatte schon versucht meine Vorhaut mit medizinischem Klebeband längere Zeit zurückgezogen zu tragen. Das wird aber noch einigen Stunden sehr unbequem, weil die Ränder des Klebbands irgendwie einschneiden.
Die Entscheidung
Vor einigen Monaten, als ich die letzte schmerzhafte Entzündung hatte, entschied ich mich, die Operation machen zu lassen. Damals wollte ich's möglichst schnell hinter mich bringen. Jetzt sind die Schmerzen wieder abgeklungen, die jüngste Entzündung ist längst vorbei und ich hinterfrage meine damalige Entscheidung wieder. Momentan fühlt sich mein Penis und die Vorhaut sehr gut an und ich möchte nichts verändern daran. Ich weiss aber leider, die nächste schmerzhafte Entzündung wird kommen.
Trotz des schlussendlich sehr guten Ergebnisses bei Jason, zögere ich beim Gedanken mich selbst ebenfalls beschneiden zu lassen. Nicht nur wegen der sehr unangenehmen und langwierigen Abheilphase, sondern weil ich weiss, dass es danach nie wieder so sein wird wie jetzt. Es wird sich alles ganz anders anfühlen. Irgendwie scheine ich an meiner Vorhaut zu hängen, obwohl sie mir immer wieder grosse Probleme macht. Ich kann nicht wirklich genau erklären, weshalb ich derzeit so widersprüchlich empfinde.

Die nächsten Schritte
Ich habe mit zwei Urologen und einem Dermatologen Beratungs- und Voruntersuchstermine vereinbart. Ich möchte nun die Meinung von Fachleuten hören und nicht nur die meines Hausarztes. Nach diesen drei bevorstehenden Konsultationen möchte ich eine endgültige Entscheidung treffen. Das Hin-und-Her muss zu einem Ende kommen.
Falls ich mich schlussendlich für eine Zirkumzision entscheide, würde ich gerne warten, bis es kälter wird. Viellicht bis Mitte November. Der Grund dafür ist, dass ich zuvor noch an Wettkämpfen (Triathlon) teilnehmen will und Tauchkurse unterrichten muss (ich bin Tauchlehrer). Beides ist mit einer frischen Wunde an meinem Penis nicht möglich. Wenn ich mich dazu entschliesse, möchte ich gerne die Zirkumzision noch vor Weihnachten 2022 hinter mich bringen.
Ich war über die Jahre mehrfach bei einem Urologen, an den mich mein Hausarzt überwiesen hatte. Dieser Urologe - wie mein Hausarzt auch – ist ehe gegen eine Beschneidung. Nur als letzte Option falls alle anderen Behandlungsmöglichkeiten versagen würden, hatte er mir mit der die Zirkumzision gedroht. Dieser Punkt ist für ihn scheinbar auch heute noch lange nicht erreicht. In der Zwischenzeit habe ich jedoch entgegen der Prognose dieses Urologen sehr viel häufigere und hartnäckigere Entzündungen gehabt. Ich werde nicht erneut zu diesem Urologen gehen.
