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Einige fragen sich wahrscheinlich, wieso ich so lange nichts mehr von mir habe hören lassen. Wieso mein Blog lange offline war und ich keine neuen Beiträge verfasst habe. Der Grund ist einfach: Ich bin in mehreren Punkten extremst frustrierst über das Thema Zirkumzision.
Um es gleich vorwegzunehmen: ich bin immer noch unbeschnitten. Leider
Beschneidungstermin:
Ich hatte einen Termin für die Zirkumzision am 2. Februar 2023. Jener Urologe der mir versprach mich "high and thide" beschneiden zu lassen, operiert selbst nicht, sondern sein Praxiskollege. Ersterer versicherte mir, dass sein Kollege sich mit "high and thide" gut auskennen würde. Die Operation sollte in einer kleinen Privatklinik stattfinden. Also alles "OK" dachte ich und ging zu vereinbarter Zeit in die besagte Privatklinik. Ich freute mich darauf, es endlich hinter mich zu bringen. Dort traf ich zu ersten Mal auf den Urologen, der mich operieren sollte.
Zuerst gab es eine kurze Besprechung, wo ich nochmals auf Risiken sowie die "dos and don'ts" während der Heilung hingewiesen wurde. Dann schaute er sich nochmal genau an, was sein Kollege bei der Voruntersuchung notiert hatte, und er fragte mich: "Wissen sie, was er mit 'high and thigte' meinte?" Ich nickte und sagte: "Das ist mein Wunsch." Er antwortet zu meiner extrem grossen Überraschung: "Ich weiss nicht, was sie damit meinen." Ich erklärte es ihm und er antwortet: "Das habe ich noch nie gemacht. Ich werde sie beschneiden, wie wir das immer machen. Es spielt am Ende nicht eine grosse Rolle wo die Nath ist." Normalerweise wird hier bei uns im Mitteleuropa "low" und "moderat-thigte" beschnitten, wenn es aus medizinischen Gründen gemacht wird. Ich bin sofort aufgestanden und gegangen. Das Vertrauen war zerstört.
Hier in Mitteleuropa ist das wirklich nicht so einfach, wie an anderen Orten auf der Welt eine "high and thide"-Beschneidung zu bekommen. Und ich verstehe immer besser, welches sehr grosse Glück mein Bruder bei seiner Beschneidung hatte. Leider praktiziert der Urologe, der ihn beschnitten hatte, nicht mehr. Lider!
Die Suche ging weiter:
Nun habe ich also die ganze Wintersaison damit zugebracht einen Urologen zu finden, der mich gleich wie mein Bruder bescheidet. Ohne Erfolg und ich stand wieder am Anfang der Suche. Das war extremst frustrierend. Immerhin hatte ich keine Zweifel mehr, ob ich es machen lassen möchte oder nicht.
Seither war ich bei 5 weiteren Urologen. Bei jedem hiess es zuerst: "Zirkumzision? … Kein Problem! … Das machen wir oft." Aber sobald ich meinen Wunsch nach "high and thigte" äusserte machte jeder einen Rückzieher. Alle sagten sie, dass sie das nicht könnten. Eine "high and thigte" Zirkumzision ist in der Schweiz offenbar wirklich alles andere als einfach zu bekommen.
Im Ausland will ich diesen Eingriff nicht machen lassen, weil dort meine Krankenkasse nicht bezahlen würde.
Neue Hoffnung:
Nach einigem Suchen und Rumfragen habe ich in der drittgrössten Stadt des Kantons (ich leben in der grössten) einen Facharzt für Chirurgie gefunden, der Erfahrung mit "high and thigte" hat, weil er lange in den USA arbeite. Bei diesem Chirurgen hatte ich letzte Wochen einen Beratungstermin. Er war sehr offen und ging detailliert auf alle meine Fragen und Wünsche ein. Er macht die Zirkumzision allerdings nur in Vollnarkose und sagt, dass "high and thigte" viel schwieriger sein zu bemessen und schneiden sie als "low and thigte". Deshalb würden das die meisten Urologen hier nicht wagen. Aber er mache es nicht selten. Endlich habe ich gefunden, was ich suchte.
Ich werde mich wahrscheinlich erst im nächsten November (2023) beschneiden lassen, denn nun finden bereits wieder Wettkämpfe (Triathlon) und Kurse (Gerätetauchen) statt. In der nun beginnenden Sommersaison kann ich keine frische Wunde am Penis gebrauchen. Ich will meine Sportsaision nicht der Beschneidung opfern müssen. Das mögliche Zeitfenster im Winter ist leider bereist wieder vorbei. Nun laufe ich natürlich Gefahr erneut einer Vorhaut- und Penisentzündungen zu erleiden. Ich bin nun aber sehr zuversichtlich noch vor Weihnachten 2023 beschatten zu werden.
Sehr frustriert:
Ich war noch über ganz andere Punkte rund um die Zirkumzision frustriert. Bei allen diesen Punkten wurde/werde ich nicht ernst genommen:
Dass eine "high and thigte"-Zirkumzision bei uns so schwierig zu bekommen ist.
Dass man von den meisten Urologen nicht ernst genommen wird.
Das ich immer noch nicht beschnitten bin.
Dass ich mich nun seit über einem Jahr beschneien lassen möchte, aber es nicht geklappt hat.
Die temporären rechtlichen Probleme mit diesem Blog.
Unfähige Forenbetreiber von Circ-Webseiten, die weder moderieren noch die Benutzer vor dem Missbrauch ihrer Benutzernamen schützen wollen. Es wurde massiv viel Unsinn in meinem Namen geschrieben.
Und auf der anderen Seite Forenbetreiber von Circ-Webseiten, die so stark moderieren, dass jede ehrliche Diskussion im Keim erstickt wird.
Forumenbenutzer auf guten Circ-Webseiten die total irreführende Geschichten über die Zirkumzision schreiben, aber selbst gar nicht beschnitten sind. Wiederspricht man ihren Lügen, greifen sie einem persönlich an.
Wegen allen diesen Punkten habe ich mir eine Pause vom Thema Beschneidung gegönnt. Nun geht es aber im Oktober oder November weiter.
Blog temporär offline
Ich musste meinen www.circlog.ch vorübergehend offline nehmen, weil ich von einem Anwalt wegen nicht jugendfreier Inhalte abgemahnt wurde. Das hat sich aber inzwischen geklärt, aber ich muss den Zugang zu den ü18-Bildern ganz grundlegend überarbeiten. Weil ich im Moment eine berufsbegleitend eine Ausbildung mache, habe ich nicht genug Zeit, um diesen Zugang zu den ü18-Bildern umzuprogrammieren. Ich werde dies aber so schnell wie möglich nachholen.
Wahres, Halbwahrheiten und Lügen über die Zirkumzision
Sowohl Befürworter als auch Gegner der Zirkumzision verwenden gerne "alternative Fakten", um ihre einseitigen Positionen zu verteidigen. Im Folgenden werde ich den Fakten-Check machen und die Desinformationen in einigen der oft genannten Mythen aufdecken.
Wenn du weitere Mythen über die Zirkumzision kennst, würde ich diese gerne ergänzen. Bitte teile mir solche Ergänzungen über die Kommentarfunktion oder das Kontaktformular mit.
Die harmloseren Mythen:
(Klicke auf die Überschriften um mehr zu lesen.)
Ein Mann mit Vorhaut ist nie wirklich hygienisch.
Fakten: In früheren Zeiten oder heute in sehr armen Regionen der Welt, wo Wasser und Seife knapp oder zu teuer sind oder sanitäre Einrichtungen weitgehend fehlen, ist diese Behauptung sicherlich zutreffend. In Industrie- und Schwellenländern hingegen gibt es heute keinen Grund mehr für dieses Argument. Nur bei stark mangelhafter persönlicher Körperhygiene oder bestimmten Krankheiten kann eine Zirkumzision in Industrie- und Schwellenländern aus hygienischen Gründen noch sinnvoll sein. Das ist aber eher sehr selten der Fall.
Es gibt keine medizinischen Gründe für eine Zirkumzision.
Fakten: Dies ist eine sehr dreiste Lüge der radikalen Beschneidungsgegner, die bei vielen Männern denen geholfen werden könnte, unnötig langes Leid verursacht.
Neben Phimose und Paraphimose gibt es verschiedene chronisch entzündliche Erkrankungen der Vorhaut und/oder Eichel (verursacht durch Bakterien, Viren oder Pilze), bei denen nur die Zirkumzision nachhaltige Heilung bringen kann. Bei zu langen Vorhäuten und zu kurzen oder zu schwachen Frenulums, bei denen der Sex immer wieder schmerzhaft ist, kann ebenfalls nicht selten nur eine Zirkumzision helfen. Es gibt also mehrere sehr gute medizinisch-therapeutische Gründe für eine Beschneidung.
Es gibt der Zirkumzision überlegene alternative Therapien.
Fakten: Es ist eine sehr leichtfertige Lüge, dass es für alle soeben genannten Erkrankungen (siehe oben) wirksame alternative Behandlungsmethoden gibt. Sicherlich ist es immer lohnenswert, Alternativen in Betracht zu ziehen. Eine übereilte oder präventive Zirkumzision halte ich persönlich für falsch. Die Beschneidung ist nicht die Lösung für alles und jeden. Aber zu behaupten, dass diese Alternativen immer zielführend und überlegen sind, ist falsch und unehrlich.
Ich selbst bin von chronischen Entzündungen betroffen. Obwohl ich ein Grenzfall zu sein scheine, weil sie bisher nie auf die Harnwege übergegriffen hat, haben mir die sogenannten "sanften" und alternativen Methoden leider nicht nachhaltig geholfen. "Sanft" würde in meinem Fall die dauerhafte Anwendung von Antibiotika-Produkten bedeuten. Auch andere so genannte Alternativen sind alles andere als sanft: Die Aufweitung einer Phimose zum Beispiel ist ein sehr schmerzhafter Prozess und ist oftmals trotzdem nicht nachhaltig. Wer schon einmal ein Piercing gedehnt hat, weiss von welchen Schmerzen ich spreche.
Die Komplikationsrate bei der Zirkumzision ist sehr hoch.
Fakten: Für nicht medizinisch ausgebildete Imame und Rabbiner, die Beschneidungen vornehmen, ist diese Aussage zweifellos zutreffend. Bei mindestens 2 % aller rituellen Beschneidungen treten schwerwiegende Komplikationen auf.
Für Zirkumzision, die von medizinischem Fachpersonal durchgeführt werden, gilt jedoch das Gegenteil: Hier liegt die Komplikationsrate im niedrigen Promillebereich. Die Zirkumzision ist die weltweit am häufigsten durchgeführte Operation und daher hat das Personal mit kaum einem anderen Eingriff mehr Erfahrung. Ein Restrisiko bleibt natürlich immer, wie bei jeder Operation. Aber bei der Zirkumzision ist es im Vergleich zu anderen medizinischen Eingriffen sehr tief.
Ohne Vorhaut gibt es keine HIV(AIDS)-Übertragung.
Fakten: Es stimmt, dass die Übertragungsrate bei beschnittenen Männern etwas geringer ist. Aber dass eine HIV-Übertragung zuverlässig verhindert wird, ist eine, im wahrsten Sinne des Wortes, lebensgefährliche Lüge. Nach aktuellen Studien beträgt der Schutz nur etwa 15 %. (gemäss WHO) Die Zirkumzision ist keine Alternative zum Kondom!
Eine Fluggesellschaft, bei der nur 15% aller Flüge unbeschadet am Ziel ankommen und bei der das Risiko eines Absturzes und dabei zu streben bei 85% liegt, würde auch von niemandem empfohlen werden. Im Gegenteil: Die Behörden würden den weiteren Betrieb verhindern. Genau gleich verhält es sich mit der statistischen Korrelation der Beschneidung mit HIV (und HPV). Es ist unverantwortlich, die Zirkumzision als wirksamen Schutz vor HIV zu propagieren.
Ohne Vorhaut gibt es keine HPV-(Gebärmutterhalskrebs)-Übertragung.
Fakten: Es stimmt, dass die Übertragungsrate bei beschnittenen Männern etwas geringer ist. Aber dass eine HPV-Übertragung zuverlässig verhindert wird, ist eine, im wahrsten Sinne des Wortes, lebensbedrohliche Lüge. Nach aktuellen Studien beträgt der Schutz nur etwa 22 %. (gemäss WHO) Die Zirkumzision ist keine Alternative zum Kondom!
Eine Fluggesellschaft, bei der nur 22% aller Flüge unbeschadet am Ziel ankommen und bei der das Risiko eines Absturzes und dabei zu streben bei 78% liegt, würde auch von niemandem empfohlen werden. Im Gegenteil: Die Behörden würden den weiteren Betrieb verhindern. Genau gleich verhält es sich mit der statistischen Korrelation der Zirkumzision mit HPV (und HIV). Es ist unverantwortlich, die Beschneidung als wirksamen Schutz vor HPV zu propagieren.
Beschnitten Männer haben besseren (oder schlechteren) Sex.
Fakten: Dies ist wohl die am meisten untersuchte Frage rund um die Zirkumzision. Die Daten aus 150 Jahren Forschung fliessen in die Masterstudien ein. Alle bisher durchgeführten Masterstudien sind zu einem Ergebnis von etwa 50 zu 50% gekommen. Das bedeutet, dass der Beschneidungsstatus beim Sex keine wesentliche Rolle spielt. Wenn man der Wissenschaft Glauben schenkt, wird diese Frage völlig überbewertet. Beschnittenen oder unbeschnittenen ist Sex ist statisch gesehen genau gleich gut. Das gilt sowohl für den Beschnittenen selbst als auch für seine Partnerin / Partner.
Bei einer Zirkumzision werden 20'000 Nervenenden entfernt und damit der sensitivste Bereich des Penis.
Fakten: Es stimmt, dass die Nervenenden bei der Beschneidung entfernt werden und daher die Empfindlichkeit etwas abnimmt. Es ist jedoch nicht wahr, dass sich in der entfernten Vorhaut 20'000 oder mehr Nervenenden befinden. Es ist auch nicht wahr, dass die Vorhaut der empfindlichste Teil des Penis ist. Dies sind Fake News, die von den Gegnern der Zirkumzision immer wieder neu abgeschrieben und ohne zu hinterfragen weiterverbreitet werden.
Laut Studien von Neurologen befinden sich nur 1'000 bis 4'000 Nervenenden in der betroffenen Vorhaut. (abhängig vom Beschneidungsstyl und der Grösse des Penis) 20'000 Nervenenden sind mehr als normalerweise im gesamten Penis vorhanden sind. (Quelle: "10'000, 20'000, 70'000 nerve endings: a myth that keeps on growing") Allein die Eichel besitzt etwa 2'000 bis 8'000 Nervenenden und ist damit der empfindlichste Bereich des Penis. Wissenschaftliche Untersuchungen der einzelnen Zonen des Penis belegen zudem eindeutig, dass die Eichel deutlich empfindlicher ist als die Vorhaut. (Quelle: "Druckschwellenwerte für leichte Berührung am menschlichen Penis") Ihre Empfindlichkeit entspricht derjenigen der Lippen oder unserer Fingerspitzen. Die Empfindlichkeit der Vorhaut entspricht dagegen nur etwa der der Handfläche. Das Gewebe um die Harnröhre, das direkt unter der Vorhaut liegt und bei der Zirkumzision erhalten bleibt, ist ebenfalls sehr gut mit Nervenenden ausgestattet, auch sehr sensitiv und spielt beim Sex ebenfalls eine wichtige Rolle.
Entscheidend für das Vergnügen beim Sex oder bei der Selbstbefriedigung ist aber nicht die Anzahl der Nervenenden, sondern vor allem die damit verbundene "Fantasie". Wäre allein die Anzahl entscheidend, hätten kleinere Männer schlechteren Sex als grössere Männer. Nach einer Beschneidung muss diese "Fantasie" meist erst wieder aufgebaut werden. Das kann mehrere Monate dauern.
Während der Heilung verzweigen sich nicht nur die Blutgefässe, sondern auch die Nerven in der verblendenden Vorhaut und in der Narbe neu. Es kann einige Zeit dauern, bis das Gehirn dieses neue Nervengewebe in die sexuellen Empfindungen integriert hat. Das Gehirn muss sich erst umorganisieren. Das kann mehrere Monate oder sogar ein Jahr dauern.
Je nach Beschneidungsstyl bleibt mehr oder weniger empfindliches Gewebe zurück. Deshalb ist es ratsam, einen hohen Beschneidungsstil zu wählen, weil dadurch der empfindlichste Bereich der Vorhaut - die innere Vorhaut - erhalten bleibt. Aber auch bei einer sehr niedrigen Zirkumzision sind noch genügend Nervenenden vorhanden, um SB und Sex in vollen Zügen zu geniessen. Das beweisen hunderttausende oder eher Millionen von Männern, die mit einer "low"-Beschneidung sehr zufrieden sind.
90cm² (15sin) Haut werden amputiert.
Fakten: Generell sind 90cm², 100cm² oder 15sin eine der Übertreibungen, die Intact-Aktivisten immer wieder ungeprüft abschreiben und verbreiten. Seriöse Mediziner sprechen von durchschnittlich etwa 39cm² (6sin). (Quelle: "The '15 square inches' myth") Die Fläche der entfernten Haut variiert jedoch stark. Je nach individueller Anatomie, Beschneidungsstil und Grösse kann sie zwischen etwa 7cm² und über 100cm² liegen. In Uganda wurde erhoben, dass bei etwa einem Viertel aller Zirkumzisionen bei erwachsenen Männern weniger als 27cm² Haut entfernt wird. Und ebenfalls nur bei etwa einem Viertel werden mehr als 46 cm² entfernt. Die Hälfte der ugandischen Männer verlor zwischen 27 und 46cm² Vorhaut.
Die Eichel verhornt (keratinisiert oder verhärtet) bei Beschneidung und wird deshalb unempfindlich.
Fakten: Unbestritten ist die Tatsache, dass die Eichel eines Beschnittenen trockener ist als die eines Unbeschnittenen. Aber ob die trockene Haut tatsächlich verhornt, ist eine ganz andere Frage. Es scheint, dass es tatsächlich beschnittene Männer gibt, die grosse Probleme mit der Keratinisierung haben. Die grosse Mehrheit hat dieses Problem jedoch nicht. Im Gegensatz zu dem, was uns Intact-Aktivisten oft glauben machen wollen, ist dies keine unvermeidliche Folge der Zirkumzision. Und Dermatologen weisen darauf hin, dass eine Keratinisierung der Eichel auch bei unbeschnittenen Männern auftreten kann.
Die Zirkumzision ist eine "Medizin" gegen die Masturbation.
Fakten: Das ist Wunschdenken einiger puritanischer Kreise aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Leider geistert dieser Mythos immer noch oft durch die Zirkumzisionsdiskussion. Es stimmt, dass je radikaler (=low-thide) die Beschneidung ist, desto länger dauert es bei der Selbstbefriedigung zum Höhepunkt zu kommen. Das belegen viele Studien eindeutig. Aber selbst eine sehr radikale Zirkumzision mindert den Genuss der Masturbation meistens nicht. Im Gegenteil: Nicht wenige berichten, dass die längere Dauer die Lust und die anschliessende psychische Belohnung sogar steigert. Lediglich die Anpassung an den veränderten Penis kann die Lust in der Zeit unmittelbar nach der Zirkumzision vorübergehend verringern. Nach 6 bis 12 Monaten lässt dies aber meist nach und die Lust kann sogar grösser sein als vorher, weil sie sich länger aufbauten, kann.
Die Masturbation ist nach einer Zirkumzision ist nur noch mit Gleitmittel möglich.
Fakten: Für einige Beschnittene scheint dies tatsächlich zuzutreffen, unteranderem abhängig von der Straffheit der Zirkumzision. Aber die meisten (einschliesslich mein Bruder) berichten, dass sie sehr gut "trocken" masturbieren können. Einige verwenden auch den einen Lusttropfen (Präejakulat) oder etwas Speichel als natürliches Gleitmittel.
Die Zirkumzision führt meistens zu einem psychischen Trauma.
Fakten: Bei rituellen Zirkumzisionen ohne Betäubung im Kindesalter werden bis zu 70 % aller Jungen mehr oder weniger stark psychisch traumatisiert. Je älter ein Junge ist, desto geringer ist in der Regel das psychische Trauma. Auch bei Jungen, die als Säuglinge beschnitten werden, ist die Wahrscheinlichkeit eines psychischen Traumas geringer. In vielen alten Stammeskulturen, in denen die rituelle Zirkumzision in der Jugend stattfindet, ist eine leichte Traumatisierung sogar bewusst erwünscht und wird nicht selten von den Stammesangehörigen als förderlich für die Initiation angesehen.
Im Gegensatz dazu sind psychische Traumata bei Zirkumzisionen, die von medizinischem Fachpersonal und mit fachgerechter Information, Vorbereitung, Betäubung oder unter Narkose durchgeführt werden, sehr selten. Bei freiwilligen Beschneidungen in der Pubertät und im Erwachsenenalter nahezu inexistent.
Die langfristigen psychischen Auswirkungen sehen dagegen ganz anders aus: In den USA sind scheinbar 20% der beschnittenen Männer mit dem Endergebnis unzufrieden. Die Autoren solcher Studien weisen jedoch nachdrücklich darauf hin, dass nicht wenige Männer alle ihre sexuellen Probleme auf die Zirkumzisionen projizieren, auch wenn es keinen empirischen, medizinischen Zusammenhang gibt. Sexuelle Frustration wird von Männern unabhängig vom Zirkumzisionsstatus in gleichem Masse erlebt. Auch dazu gibt es viele Untersuchungen.
Jeder, der zu einer Zirkumzision gezwungen wurde oder bei dem sie verpfuscht wurde und der dadurch traumatisiert wurde, hat mein volles Mitgefühl. Das darf wirklich nicht passieren!
Der Koran fordert eine Beschneidung.
Fakten: Im Koran steht nichts über die Beschneidung. (Gilt für alle Geschlechter!!) Die muslimische Beschneidung wird meistens mit Textstellen aus der Hadith begründet.
Die Bibel und Tora fordern eine Zirkumzision.
Fakten: Für Juden stimmt diese Aussage definitiv. (Gen 17,10–14) Im Neuen Testament betont aber der Apostel Paulus mehrfach, dass die Beschneidung für nichtjüdische Christen optimal ist. Er bezeichnet die Zirkumzision aber als "nützlich". (Röm 2,25)
Der Apostel Paulus spricht sich gegen die Beschneidung aus.
Fakten: Paulus sagt nur, dass allein eine Zirkumzision nicht näher zu Gott führt oder einen Menschen irgendwie besser macht. Er nennt die Zirkumzision aber gleichzeitig auch "nützlich". (Röm 2,25) Weiter sagt er, dass es vor Jesus Christus keine Rolle spiele, ob jemand beschnitten ist oder nicht, sondern allein auf den Glauben ankommt. (Gal 5,6 und Phil 3,3-4) Paulus lehnt die Beschneidung nirgendwo ab, sondern betont nur mehrfach, dass sie für nichtjüdische Christen optimal ist. Ein Verbot ist nirgends zu finden.
Verschwörungsmythen und schlimmeres:
(Klicke auf die Überschriften um mehr zu lesen.)
Beschneidung macht bessere Menschen.
Fakten: Einige tief religiöse Kreise behaupten, dass nur die Beschnittenen ins Paradies oder in den Himmel kommen können. Sie erheben sich damit über alle Unbeschnittenen und diskriminieren sie nicht selten. Aufrufe zur Tötung aller Unbeschnittenen sind leider keine Seltenheit. Sie übersehen dabei, dass sowohl im Judentum als auch im Islam und im Christentum der Glaube und die Friedfertigkeit viel höher bewertet werden als der Beschneidungsstatus.
Zirkumzision = weibliche Genitalverstümmelung
Nicht alles was hinkt ist auch ein Vergleich! Die Gleichsetzung der Zirkumzision mit der weiblichen Genitalverstümmelung ("female genital mutilation", kurz FGM) ist eine der heimtückischsten Strategien der extremen Gegner der Zirkumzision. Dieses Totschlagargument macht leider allzu oft jede sachliche Diskussion über die Vor- und Nachteile, die es zweifelsohne beide gibt, unmöglich. In Wahrheit werden hier Äpfel mit Birnen verglichen: Vergleicht man die von der Zirkumzision betreffe Haut, mit der weiblichen Anatomie, so entspricht die Zirkumzision lediglich einer kosmetischen Klitorisvorhautreduktion. Würde man auch die Eichel entfernen, käme man diesem ungerechten Vergleich schon viel näher.
Und hier noch einmal in aller Deutlichkeit: Ich befürworte weder die unfreiwillige oder gar gewaltsame Zirkumzision noch die weibliche Genitalverstümmelung. Davon bin ich weit entfernt! Ich sage nur, dass man anatomisch korrekte Vergleiche anstellen sollte, die nicht die Unwissenheit anderer schamlos ausnutzen.
Kulturkampf
Ich meine damit dieser frei erfundene Kulturkampf zwischen einer selbsternannten unbeschnittenen "Herrenrasse" und den minderwertigen Beschnittenen. Zu den "Beschnittenen" gehören die üblichen Feindbilder der Rechtsextremisten: Muslime, Juden, das amerikanische Establishment, sowie alle aus rechtsextremer Sicht Entartete, wie z.B. alle LGBTQ+-Menschen. Der Verschwörungsmythos vom Kulturkampf, den einige Gegner der Beschneidung latent oder sogar manifest übernommen haben, fügt sich nahtlos in das Weltbild anderer tiefbrauner und völkischer Lügen ein.
Geldgier
Ärzten wird vorgeworfen, dass sie nur des Geldes wegen beschneidenen würden. Auch wenn dies für einige zutreffen mag, so ist diese Unterstellung im Allgemeinen sicher falsch, denn es gibt durchaus eine Reihe von medizinisch notwendigen Zirkumzisionen. Dieser Verschwörungsmythos ignoriert das Leid aller Männer, für die die Beschneidung die beste und nachhaltigste Therapie ist.
Zusammenfassend kann man nur jedem raten, sehr genau hinzuschauen, aus welchen Kreisen und mit welcher Motivation in der überhitzten Beschneidungsdebatte Informationen und auch gezielte Desinformationen verbreitet werden. Wer sich noch nicht eingehend mit dem Thema beschäftigt hat, kann leider sehr leicht dreiste Lügen für wahr halten.
Ich haben am 24. Januar 2023 meinen nächsten Beratungs- und Voruntersuchungstermin für die Zirkumzision beim Urologen. Dafür habe ich mir die folgenden Fragen zurechtgelegt:
Fragen an den Arzt:
Welche Beschneidungstechnik wird angewendet? Freihand, Laser, ein Ring oder eine Klemme?
Wird das Frenulum entfernt? Falls "ja": Vollständig oder nun teilweise? Wie wird dafür geschnitten?
Wie wird der optimale Schnittverlauf ermittelt und ausgemessen? Wie wird der steife Zustand berücksichtigt?
Welcher Abstand zwischen dem Eichelrand und der Beschneidungslinie wird mein gewünschtes Endresultat haben?
Wie verläuft die Schnittlinie genau? Exakt horizontal oder V-förmig?
Wie straff oder lose wird das Endergebnis sein? Wie straff ist möglich?
Wie wird die Naht verschlossen? Nähen, kleben oder mit Klammern?
Welche Komplikationen könnten auftreten?
Wie genau wird betäubt? Eine tiefe Injektion in den Hauptnerv oder mit mehreren kleinen Injektionen? Oder sogar eine Vollnarkose?
Wie wird der Erstverband genau aussehen? Und wann darf der abgenommen werden?
Wann werden die Fäden gezogen oder die Klammern entfernt? Oder lösen sie sich selbst auf oder fallen von selbst ab?
Ist eine Nachkontrolle vorgesehen?
Darf die entfernte Vorhaut in Formalin konserviert mitgenommen werden?
Welche Schmerzmittel werden empfohlen? Muss ich die selbst besorgen oder erhalt ich die nach der OP vom Arzt? Benötige und erhalte ich ein Rezept dafür?
Welche Narbensalbe wird nach dem sich die Wunden geschlossen haben empfohlen? Muss ich die selbst besorgen oder erhalt ich die vom Arzt? Benötige und erhalte ich ein Rezept dafür?
Wie viel kostet die gesamte Behandlung? Was davon könnte möglicherweise von der Krankenkasse übernommen werden?
Wann gäbe es einen für uns beide möglichen Termin für die Operation?
Bis wann muss ich definitiv zu- oder absagen?
Wie lagen dauert der Eingriff und die Nachbeobachtungszeit insgesamt?
Was sollte zur Operation mitgebracht werden?
Wie lange soll ich mich bei der Arbeit krankschrieben lassen? Erhalte ich dafür von Arztzeugnis und welchen Grund wird dort genannt? (Ich persönlich möchte wirklich nicht mit meinen Vorgesetzten über meinen Penis diskutieren müssen. 😉 )
Was ist zu tun, wenn zuhause Komplikationen auftreten?
Ich hoffe mit diesen Fragen alles Wichtige zu erfahren. Falls dir beim Lesen noch weitere wichtige Fragen eingefallen sind, würde ich mich sehr freuen, wenn du sie mir und anderen, in einem Kommentar mitteilen würdest. Benutze dafür die Kommentarfunktion weiter unten auf dieser Seite. DANKE!
Ich bin immer wieder erstaunt, wie seltsam viele Zirkumzision-Websites gemacht sind oder gepflegt werden. Und das gilt für Circ-Befürworter und Circ-Gegner gleichermassen. Die Halbherzigkeit, mit der viele dieser Online-Plattformen betrieben werden, ist leider in keiner Weise vertrauensfördernd. Leider ist zu vieles so intransparent, dass ich mich immer wieder frage, welche Ziele die Betreiber mit diesen Webseiten wirklich verfolgen? Ich vermute, dass sie mehrheitlich eine ganz andere Motivation haben, als sie vorgeben.
Im Folgenden drei Beispiele, für Circ-Webseiten, die sehr seltsam sind:
Der Schwerpunkt von "Euro Circ" liegt darauf, die Beschneidung mit allen Mitteln schön zu reden. Einige Fetischisten stellen regelmässig Antworten ins Forum, die wie aus einem Werbekatlog klingen. Letztlich handelt es sich um sehr stark ideologisch gefärbte, sehr einseitige und schönfärberische Informationen von extremen Zirkumzisionsbefürwortern.
Das Forum von "Euro Circ" ist ein exemplarischer Fall von destruktiver Übermoderation. Kritische oder "falsche" Fragen werden ohne Rücksicht zensiert oder von den Moderatoren ohne Rückfragen zurechtgebogen. Forumsbeiträge werden nach Belieben in einen anderen Kontext einsortiert und damit aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen. Grautöne und Zwischenmeinungen sind unerwünscht. Eine ehrliche Diskussion ist nicht erwünscht und wird im Keim erstickt.
Finanziert wird das Angebot von "Euro Circ" vermutlich durch kostenpflichtige Empfehlungen für Arztpraxen, die Zirkumzisionen durchführen. Es ist nicht auszuschliessen, dass diese Praxen auch für diese Werbung und/oder Empfehlungen etwas bezahlen. Leider existiert darüber keine Transparenz, obwohl sich "Euro Circ" als None-Profit-Organisation versteht.
Bei der Registrierung für das Forum werden zu viele unnötige Daten gesammelt und es ist nicht transparent, was damit geschieht. Die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) wird vom Betreiber in mehreren Punkten missachtet.
Besonders mysteriös wird es, wenn man das Impressum von "Euro Circ" liest. Obwohl es sich um eine deutsche Organisation handeln soll, wird die Website von einer Person in Indonesien betrieben. Die EU-Datenschutzbestimmungen können daher weder überprüft noch eingefordert werden. Leider bleibt unklar, inwieweit Religion (z.B. Islamismus), Kriminalität o.ä. im Hintergrund eine Rolle spielen. Bei so viel Intransparenz lassen sich eine betrügerische Motivation leider nicht ausschliessen. Warum sonst hätte es eine seriöse deutsche Organisation nötig, ein solches Versteckspiel zu spielen? Warum gibt es keine Adresse in Deutschland, keine Angaben zur Rechtsform, keinen Datenschutzbeauftragten und keine transparent deklarierte Trägerschaft?
Für mich deuten viele Indizien auf einen Betrug am Nutzer hin, ohne dass ich dies schlüssig beweisen könnte. Dies ist bisher nur ein sehr starkes Bauchgefühl aufgrund der vielen Indizien. Alles in allem ist "Euro Circ" für mich alles andere als vertrauenserweckend. Die ganze Intransparenz und extreme ideologische Einseitigkeit, stellt leider auch die fachliche Kompetenz der Macher und der von ihnen erstellten Inhalte stark in Frage.
"Beschneidungsforum.de" richtet sich an alle, die mit ihrer Zirkumzision unzufrieden sind. In diesem Forum tummeln sich alle Arten von Beschneidungsgegnern. Leider wird dieses Forum mit seinen vielen nicht überprüfbaren Horrorgeschichten bei Google immer an erster Stelle gelistet, wenn man nach "Beschneidung" oder "Zirkumzision" sucht. Dies ist ein trauriger Beweis für die teilweise äusserst fragwürdigen Relevanzkriterien, die Google anwendet.
Obwohl die Betreiber gleich zu Beginn der Website schreiben, dass sie keine "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" oder ähnliches wollen, gibt es nicht wenige Beiträge, die direkt oder indirekt bestimmte Gruppen herabwürdigen. Latenter oder manifester, aber verklausulierter Antiamerikanismus, Antisemitismus und Antiislamismus kommen in diesem Forum leider zu oft vor. Diejenigen, die aus medizinischen Gründen beschnitten wurden und damit zufrieden sind, werden nicht selten als Verräter bezeichnet. Die Moderatoren halten es offenbar nicht für nötig, alle diese offensichtlichen Regelverstösse zu entfernen.
Eine sachliche und ausgewogene Diskussion ist auf "Beschneidungsforum.de" kaum möglich, weil Beiträge, die eine andere Sichtweise vertreten, sofort zensiert werden. Grautöne sind genauso unerwünscht wie bei "Euro Circ". Wer die Ideologie hinterfragt wir ausgesperrt.
"Beschneidungsforum.de" wird von dem in Mainz ansässigen "Intaktiv e.V." betrieben. "Intaktiv e.V." finanziert sich durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. In Kren ist "Intaktiv e.V." eine Lobbyisten-Organisation, die vor allem politische Ziele verfolgt.
Laut eigenem Positionspapier setzt sich der Verein mit Sitz in Mainz für die "Integrität und sexuelle Selbstbestimmung aller Menschen" ein. Im Gegensatz zu diesem Positionspapier versucht "Intaktiv e.V." jedoch in der Praxis, Erwachsenen jegliche Selbstbestimmung zu nehmen, indem die Zirkumzision - in wissenschaftlich unhaltbarer Weise - generell als extrem gefährlich und schädlich dargestellt wird. Die Zirkumzision wird oft mit der weiblichen Beschneidung gleichgesetzt. Die anatomischen Fakten werden dabei bewusst ignoriert. Es wird immer wieder versucht, Urologen und andere Ärtzte, die eine ausgewogene und objektive Sichtweise vertreten, zu deformieren. In einigen Publikationen von "Intaktiv e.V." bleibt jede Objektivität auf der Strecke, wenn es darum geht, den politischen Kampf für ein umfassendes Verbot der Zirkumzision zu führen. Es werden viele sehr einseitige oder unbelegte Informationen über die Zirkumzision verbreitet, ohne die wissenschaftlichen Masterstudien dazu zu berücksichtigen, die das Gegenteil belegen würden.
Viele der Informationen auf "Beschneidungsforum.de" und von "Intaktiv.de" wirken sehr populistisch. Sie eignet sich viel eher für einen politischen Schlagabtausch als für Männer und Jungen, deren Beschneidung tatsächlich verpfuscht wurde. Ich vermute stark, dass es bei "Beschneidungsforum.de" letztlich nur darum geht, die wahren Leidensgeschichten einiger weniger zu sammeln und aufzubauschen, um sie als politische Munition zu missbrauchen. Ich kann diese Vermutung bisher nicht beweisen, aber einige Indizien sprechen leider dafür. Sollte dies wirklich der Fall sein, so wäre dies ein äusserst respektloser und sehr perfider Betrug an den wenigen leidenden Opfern von medizinischem Pfusch.
Der Schwerpunkt des englischsprachigen Portals "Choosing Circumcision" liegt auf der Zirkumzision von Erwachsenen.
Obwohl die Ausrichtung klar "pro" Beschneidung ist, ist es eine der wenigen Ausnahmen, wo beide Seiten zu Wort kommen dürfen und auch die negativen Aspekte offen angesprochen werden können. Kritische Fragen werden nicht zensiert, sondern sachlich beantwortet. Überschwängliche Fetischisten werden sanft zurechtgewiesen. Radikalen Gegnern wird freundlich und respektvoll begegnet.
Für mich ist Choosing Circumcision eine der besseren Informationsquellen im Internet zum Thema Zirkumzision . Nach dem, was ich bisher gelesen habe, sind diese Website und ihr Ersteller selbst sehr authentisch. Leider ist unbekannt, wer wirklich dahintersteckt. Es scheint ein einzelner und unabhängiger Mann aus den USA zu sein, der selbst als Erwachsener beschnitten wurde.
Das sehr Negative und total Ernüchternde an "Choosing Circumcision" ist, dass jegliche Moderation sehr lange hinausgezögert wird und allzu oft gar nicht stattfindet. Benutzer, die beleidigt oder gemobbt werden, erhalten keinen Schutz durch die Moderatoren oder Administratoren. Forumsspam, Beleidigungen, Gewaltaufrufe und Missbrauch von Benutzernamen werden manchmal gar nicht oder erst nach vielen Wochen geahndet. Der Moderator und Administrator nimmt seine Pflicht leider nicht ernst, weshalb ich als Nutzer nie sicher sein kann, dass nicht jemand in meinem Namen Lügen verbreitet. Auf meine sachlichen direkten Bitten um moderatives Eingreifen, die ich wiederholt per E-Mail an den Administrator geschickt habe, antwortet er nur mit total hanebüchenen Ausreden.
Ich möchte dem Betreiber von Choosing Circumcision keine bösen Absichten unterstellen. Ich gehe vielmehr davon aus, dass er völlig überfordert ist und ihm die technischen Kenntnisse fehlen. Heutzutage ein Forum ohne Benutzerregistrierung zu betreiben, ist eine unermessliche Naivität. Umso mehr, als die Zirkumzision ein sehr intimes Thema ist.
Obwohl viele der Forumsbenutzer sehr hilfsbereit und freundlich sind, haben die Trolle und Spammer ein viel zu leichtes Spiel. Ihre Beiträge unter missbräuchlichen Benutzernamen untergraben jegliches Vertrauen in die seriösen Benutzer, da man nie weiss, ob einem wirklich die gleiche Person antwortet. Ich bin mir nicht sicher, ob sich der Betreiber bewusst ist, wie respektlos seine Weigerung zu moderieren gegenüber ernsthaften Hilfesuchenden ist. Dem Moderator scheint jegliche Sensibilität dafür zu fehlen. Wer nicht in die Lage ist sich in einen Nutzer versetzen, der beschimpft wurde, sollte ein solches Internetforum wirklich nicht selbst moderieren.
Nachdem mein Benutzername mehrfach auf übelste Art und Weise missbraucht wurde und mich Trolle wiederholt beleidigten, habe ich mich aus dem "Choosing Circumcision"-Forum zurückgezogen. Wirklich schade um die sehr netten und hilfsbereiten Benutzer. Erst nach weit über einem Monat wurden einige der an mich gerichteten Beleidigungen entfernt. Ein Rest davon ist aber leider immer noch online. Nach über 3 Monaten! (Als Beweis siehe den Screenshot von heute: folge diesem Link) Wäre diese Website in Europa gehostet, würde ich rechtliche Schritte gegen den Eigentümer einleiten, da einige der Angriffe rechtlich relevante Inhalte waren und er sich weigerte, sie zu entfernen und die Verursacher wirksam zu sperren.
Das vierte Beispiel
Es gäbe noch ein viertes Beispiel für eine Circ-Website, über das ich hier gerne schreiben würde. Leider wäre das nicht legal, denn die betreffende Website enthält ganz offensichtlich Kinderpornographie. Und das nicht nur als Upload eines unbekannten Forenbenutzers, sondern als Teil des Layouts, welches der Betreibe bewusst so gestaltete. Ich möchte daher weder den Namen noch die URL hier publizieren, weil die illegal wäre. Neben diesen illegalen und klar verwerflichen Bildern gibt es eine Menge sachliche Informationen zur Zirkumzision, die sehr gut aufbereitet sind. Insbesondere die detaillierten Quellenangaben, mit zahlreichen Links zu wissenschaftlichen Arbeiten wären eine sehr nützliche und hilfreiche Informationsquelle.
Die Website , von der ich spreche, ist ein weiteres sehr abschreckendes Beispiel dafür, wie man es auf keinen Fall machen sollte. Dass diese Seite noch nicht vom Netz genommen oder gefiltert wurde, kann nur damit zusammenhängen, dass sie in einem Land gehostet wird, das nicht gegen Kinderpornografie im Internet vorgeht. Warum Google diese Seite immer noch als Suchergebnis auflistet, ist für mich hingegen unerklärlich.
Fazit
Es besteht ein dringender Bedarf an mehr sachlichen, transparenten und gut gepflegten Angeboten zum Thema Zirkumzision im Internet. Einseitige und stark ideologische Informationen gibt es leider schon zu viele. Die vier oben genannten Beispiele zeigen, was bei vielen Websites zum Thema Beschneidung falsch läuft. Und genau aus diesen Gründen existiert auch www.chriclog.ch.
Es ist nun beinahe ein Jahr vergangen, seit ich mich entschlossen habe mich beschneidenden zu lassen. Zuerst habe ich lange gezweifelt, ob dies die richtige Entscheidung war. Danach habe ich festgestellt, dass ich diesen nicht dringende Operation im Winter planenden will, weil mich als Triathlet wie auch als Tauchlehrer die frische Wunde bei Wettkämpfen und bei Tauchkursen stark behindert hätte. Diese beiden Tätigkeiten möchte ich nicht wegen der Beschneidung unterbrechen. Im Winter kann ich dagegen bei deinem problemlos eine Pause einlegen, ohne wichtige Wettkämpfe zu verpassen oder Kurse nicht unterrichten zu können. Der Plan war die Zirkumzision im November (2022) machen zu lassen.
Erneut eine Vorhautentzündung
Leider bekam ich anfangs November erneut eine hartnäckige Vorhautentzündung. Hoffentlich war es nun die Letzte, denn diese Schmerzen will ich wirklich nicht noch einmal erleben müssen. Der Urologe wollte mich in diesem Zustand nicht operieren und gab mir stattdessen ein Antibiotikum. Nun ist die Entzündung am abklingen. Im Dezember ist zu viel los, als dass ich mich einfach ausklinken könnte. Der Urologe und ich werden nun einen für uns beide geeigneten Termin im Januar (2023) oder anfangs Februar suchen. Dann soll es endlich so weit sein. So lange werde ich mich noch in der Warteschlaufe befinden.
Weihnachten und Neujahr
Über Weihnachten und Neujahr werde ich zusammen mit einem Tauchkollegen nach Ägypten reisen und dort eine Tauchsafari machen. Ich freue mich nun auf die entspannten Tage auf dem Roten Meer. Ich hoffe und bete nun, dass ich nicht erneut eine Entzündung erleiden muss.
Über meine Ängste vor der Beschneidung habe ich bereist im Beitrag vom September 2022 (folge dem Link) ausführliche berichtet. Es gibt aber einen weiteren Bedeutenden Punkt, der mir gewaltig Respekt mach:
Solide Gesundheit
Als ich erneut darüber nachdachte, warum ich so grossen Respekt vor der Zirkumzision habe, wurde mir Folgendes klar: Ich habe bisher nur eine einzige Operation an meinem eignen Leib erlebt!
Die einzige "echte" Operation, die ich bisher überstanden habe, war eine ambulante Laseroperation an meinen Augen. Viele werden nun einwiegen, das sei nicht wirklich eine "richtige" Operation. Recht haben sie!
Die beiden anderen grösseren "medizinischen Eingriffe" - wenn man so will - die ich je hatte, waren meine feste Zahnspange und davor einzig meine Geburt. Das letzte Mal, dass ich stationär in einem Spital behandelt wurde, war bei meiner Geburt! Wirklich wahr.
Während meiner Kindheit und auch später war ich für Untersuchungen hin und wieder in Arztpraxen: Hausarzt, Kinderarzt, Zahnarzt, Kieferorthopäde, Augenarzt, Allergologe, Dermatologe, Urologe, Schularzt, Schulpsychologe, HNO-Arzt, Taucharzt, Tropenmediziner, Psychiater, Psychologe... Aber ich hatte als Kind nie ernsthafte Krankheiten oder Verletzungen. Ganz anders als z.B. meinem Bruder, habe ich mir nie etwas gebrochen und musste nie eine Wunde nähen lassen. Ich hatte bisher nie ernsthafte Sportverletzungen. Windpocken oder ein mehrtägiger Magen-Darm-Infektion waren die schlimmsten Infektionskrankheiten, die ich bisher hatte. In den letzten Jahren war ich hauptsächlich wegen meinen Vorhautinfektionen immer wieder beim Hausarzt.
Ich bin wirklich sehr dankbar für meine solide Gesundheit.
Am eigenen Leib
Obwohl die Zirkumzision normalerweise ambulant durchgeführt wird, wäre es für mich die erste "richtige" Operation mit Skalpell, nähten, Betäubung und so weiter. So etwas habe ich noch nie an mir selbst erlebt. Wahrscheinlich, irgendwie unbewusst, verunsichert mich dieser Umstand im Moment gerade sehr.
Ich weiss ziemlich genau, wie die Beschneidung abläuft, weil ich vor vier Jahren bei der Zirkumzision meines Bruders dabei war und jeden Handgriff des Urologen beobachten konnte. Jason hatte mich gebeten, ihm als Gebärdensprachdolmetscher (und grosser Bruder) zur Seite zu stehen.
Ebenfalls in der Rolle als ehrenamtliche Gebärdensprachdolmetscherin hatte ich schon mehrfach Untersuchungen, OP-Vorbereitungen und die Aufwachphasen anderer Gehörloser - bei grösseren Operationen - im Krankenhaus quasi hautnah miterlebt und begleitet. Ich bin also nicht völlig unbedarft, was Krankenhäuser, Intensivmedizin und Operationen angeht.
Aber es am eigenen Leib zu erleben, ist sicher etwas anderes. Irgendwie habe ich davor einen ziemlichen Respekt und ich kann nicht genau sagen, warum? Aber da muss ich nun durch.
Ich habe mich in den letzten Tagen gefragt, was mich zögern lässt, die Zirkumzision endlich durchführen zu lassen. Vor einigen Monaten hatte ich mich bereits für die Beschneidung entschieden und jetzt stelle ich meine Entscheidung wieder in jeder erdenklichen Weise in Frage. Und dass, obwohl ich sehr genau weiss, dass die Beschneidung in meinem Fall das einzig Richtige ist. Wovor habe ich Angst? Das ist mir leider nicht bis ins Letzte klar.
Ich mache mir Gedanken über die folgenden Punkte:
Werde ich danach noch Spass an der Selbstbefriedigung haben? Obwohl mein Bruder keine Probleme mehr damit hat, macht mich dieser Punkt sehr unsicher. Im Internet liest man verschiedene Dinge. Und ich meine damit nicht die Horrorgeschichten der Aktivisten der radikalen Beschneidungsgegner.
Wie ertrage ich den ganzen Frust in der Heilungsphase und bis ich mich an meinen neuen Penis gewöhnt habe? Bei meinem Bruder hat letzteres sehr lange gedauert und das war damals sehr frustrierend für ihn.
Wie lange kann ich nach der OP keinen intensiven Sport mehr machen? Ich trainiere normalerweise bis zu 10 Stunden in der Woche. Ich brauche immer viel Bewegung für meine Live Balance.
Könnte bei der Operation etwas schief gehen und das Ergebnis nicht wie gewünscht ausfallen?
Ich möchte eine hight-thide Beschneidung. Gerne so thide wie möglich. Aber könnte es zu straff ausfallen und längerfristig zu schmerzhaften Erektionen führen?
Ich merke auch, dass ich irgendwie an meiner Vorhaut hänge, obwohl sie mir immer wieder grosse Probleme bereitet.
Die Unumkehrbarkeit und Endgültigkeit der Beschneidung lösen bei mir ebenfalls ein leicht mulmiges Gefühl aus.
Ich weiss nur zu gut, dass die meisten dieser Punkte irrational sind. Und doch kann ich sie nicht einfach alle ausblenden. Diffuse Ängste sollte man nie auf die leichte Schulter nehmen. Oft sind sie ein Warnzeichen für etwas, das noch nicht ganz im Bewusstsein angekommen ist. Etwas, das erst noch ver- oder erarbeitet werden muss. Nein, ich bin nicht in Panik. Aber diese diffusen Befürchtungen halten mich derzeit davon ab, es tatsächlich zu tun.
Ich habe drei Voruntersuchungs- und Beratungstermine bei zwei Urologen und einem Dermatologen vereinbart. Ich hoffe, dass nach diesen Terminen mehr Sicherheit habe und ich mich endgültig entscheiden kann.
Die Zirkumzision ist bei uns nicht weit verbreitet. Nur eine Minderheit (~20 %) alle Männer ist beschnitten. Meistens, weil sie einen Migrationshintergrund haben und muslimisch erzogen wurden. Viele davon stammen aus dem Kosovo, Bosnien und der Türkei. Daneben gibt es noch einige Juden und solche, die aus medizinischen Gründen beschnitten wurden. Anders als in Südkorea, Nordamerika, den Philippinen oder im Nahen Osten gibt es bei uns keine Tradition der Beschneidung.
Beschnittene Männer sind auch weltweit eine Minderheit von nur etwa 30%.
Schulzeit
In meiner Schulklasse gabs keine jüdischen Kinder. Es gab jedoch fünf Muslime und zwei von ihnen wurden im Primarschulalter oder zuvor beschnitten, was mich aber damals wenig interessierte. Ich erinnere mich, dass es in der Primarschule ein nicht-muslimisch Klassenkameraden gab, der ebenfalls beschnitten waren. Wie ich heute vermute, wegen einer Phimose?
Ich lebe in der Schweiz und habe aber eine sardische Grossmutter. Zu einem Viertel habe ich deshalb selbst einen Migrationshintergrund. Ich besitze aber keinen italischen Pass und fühle mich nicht im Geringsten sardisch. Weder in Italien noch in der Schweiz gibt es eine Tradition für die Zirkumzision. Ich bezeichne mich als Christ und habe - soweit ich weiss - keine jüdischen oder muslimischen Vorfahren. In meiner Familie und in meiner Schulzeit war die Zirkumzision nur ein Randthema, über das ich als Kind nie ernsthaft nachgedacht habe.
In der Sonntagsschule - in der Kirche - hatte ich gelernt, dass jüdische Jungen beschnitten werden und uns wurde rudimentär erklärt, wie das gemacht wird. Trotz diesem Vorwissen habe ich damals die andersartigen Penisse einiger meiner Mitschüler nie damit in Verbindung gebracht. Ich erinnere mich jedoch noch gut, dass mir auffiel, dass deren Penisse irgendwie anders aussahen. Trotzdem hatte es mich damals nicht weiter interessiert. Es war einfach kein wichtiges Thema.
Erst in der Sekundarschule, als einige der muslimischen Jungen im Alter zwischen 13 bis 15 Jahren beschnitten wurden, begann ich den Zusammenhang zwischen einer nackten Eichel und der Zirkumzision zu verstehen. In der Garderobe und unter der Dusche nach dem Schulsport und im Sportverein war es mehrmals ein grosses Thema, wenn einer dieser Jungen stolz seinen operierten Penis präsentierte und damit prallte. Ich fand dieses Machogehabe meist nur abstossend. Es hat damals eher dazu beigetragen, dass ich eine tendenziell negative Einstellung zur Beschneidung entwickelte.
Hight-thide
In meiner Berufsschulklasse befanden sich ebenfalls eigne Muslime, die alle beschnitten waren. Zusätzlich war dort ein Nichtmuslim, der offenbar aus medizinischen Gründen als Kleinkind beschnitten worden war. Die Beschneidung wurde damals zu einem grossen Thema, als ein Klassenkamerad verkündete, er habe sich für die Zirkumzision entschieden, weil seine amerikanische Mutter es ihm empfohlen habe. Dies geschah während unserem ersten Lehrjahr. Wir waren also 16 oder 17 Jahre alt. Damals erfuhr ich auch, dass die Mehrheit der Männer in Nordamerika beschnitten sind. Das war mir vorher nicht bewusst. Als dieser Klassenkamerad ein paar Wochen nach seiner Beschneidung wieder am Sportunterricht teilnahm, kam es unter der Dusche zum grossen Schwanzvergleich. 😉 Zum Glück weniger machohaft als in der Sekundarschule. Im Gegensatz zu den anwesenden Muslimen, war seine Beschneidung - wie ich heute weiss - "high" und sehr "thide". Auch sein Frenulum wurde offensichtlich vollständig entfernt.
Ich war insgeheim sehr daran interessiert, mehr darüber zu erfahren. Nicht, weil ich mir damals eine Beschneidung wünschte oder weil ich es irgendwie erregend fand - nein, ganz im Gegenteil(!). Sondern weil ich kurz zuvor meine erste schwere Vorhaut- und Eichelentzündung hatte und das erste Mal beim Urologen war. Der hatte mir damals, in einem Nebensatz, eine Beschneidung angedroht, falls die Salben nicht helfen würden. Aber ich machte mir zunächst keine grossen Gedanken darüber, denn ich vertraute den Salben und die wirkten anfangs wirklich sehr gut. Der Anblick, der noch nicht vollständig abgeheilten Zirkumzision löste in mir ein gewisses Unbehagen, aber gelichzeitig auch grosses Interesse aus, mehr darüber zu erfahren.
Ich habe mich damals nicht getraut, mein Interesse anderen zu zeigen, aber auf mich machte diese High-Tide-Beschneidung einen sehr grossen Eindruck. Es live und in Farbe zu sehen, war etwas anderes als nur auf Bilder im Internet oder mit den knappen Worten des Urologen zu hören. Obwohl ich damals die unterschiedlichen Beschneidungsstile noch nicht kannte, wusste ich sofort, dass ich die Beschneidung auch so (high-thide) machen lassen würde, falls ich je beschnitten werden müsste. Das hat sich bis jetzt nicht geändert.
www.circlog.ch - Devins Zirkumzisions-Blog
Ich wollte mehr wissen
Nach diesem Erlebnis an der Berufsschule wollte ich, genaueres wissen. Ich las alles, was ich im Internet dazu finden konnte. Leider auch vieles, von dem ich heute weiss, dass es nur unfaire Desinformationen ist. Seither habe ich mich von Zeit zu Zeit immer wieder mit der Beschneidung beschäftigt. Jedes Mal, wenn ich wieder eine Vorhautentzündung hatte, haben mich die gleichen Fragen erneut beschäftigt. Natürlich auch sehr intensiv im Frühling 2018, als mein Bruder zu einer Zirkumzision gezwungen wurde und ich ihn als Gebärdensprachdolmetscher und inoffizieller Psychotherapeut bei diesem Prozess begleitet habe. Letzteres ist natürlich eine Übertreibung. Ich bin weit davon entfernt ein Psychotherapeut zu sein. Es waren nur 4-Augen-Gespräche zwischen Brüdern, in denen Jason mir wiederholt seine Ängste und in den Monaten danach, seine grosse Frustration mitteilte.
Freiwillige Zirkumzision
Während meines Studiums - in Sportangeboten für Studierende - lernte ich Kommilitonen kennen, die sich als Erwachsene und ohne medizinische oder religiöse Gründe beschneiden liessen. Man kann sie wohl als Fetischisten bezeichnen. Ich sprach mit ihnen über ihre Erfahrungen.
Bis heute kann ich mich nicht wirklich an den Gedanken gewöhnen, ohne medizinische Gründe beschnitten zu werden. Und dies, obwohl ich sehr neugierig darauf bin zu erleben, wie sich eine straffe Penishaut anfühlt. Einen beschnittenen Penis finde ich visuell sehr ansprechend finden. (Ich bin nicht homosexuell, aber weiss was gut aussieht!) Trotzdem sind mir Neugierde und ästhetische Aspekte bei weitem nicht genug, um einen so tiefgreifenden und unumkehrbaren Eingriff vornehmen zu lassen.
Mein Bruder ist sehr zufrieden mit dem Endergebnis seiner Zirkumzision. Und er sagt, er würde es heute jedem empfehlen, auch ohne medizinische Gründe. Er empfindet seinen neuen Penis in jeder Hinsicht als besser als jemals zuvor. Mein Bruder kann mein derzeitiges Zögern deshalb nicht wirklich verstehen. Muss er auch nicht. 😉
Mal sehen, ob ich nach meiner Zirkumzision - wenn ich es nun wirklich machen lassen - der gleichen Meinung sein werde, wie mein Bruder? Heute bin ich es jedenfalls nicht. Aber das gute Endergebnis bei meinem Bruder nimmt mir die Angst vor möglichen negativen Langzeitfolgen. Und trotzdem zögere ich immer noch.
Wieso nur eine Minderheit?
Warum ist die Mehrheit der männlichen Weltbevölkerung, abgesehen von einigen wenigen Regionen der Welt, nicht beschnitten? Warum ist die Zahl der Zirkumzision von Neugeborenen in den USA und Südkorea rückläufig? Sind es nur kulturelle Vorlieben oder sind die Vorteile einfach zu gering? Die Nachteile zu schwerwiegend? Oder ist es nur rechtsextreme Propaganda rund um den erfundenen Kulturkampf oder esoterische Angstmacherei, die viele von einer Zirkumzision abhält? Oder einfach nur romantische "zurück zur Natur"-Vorstellungen? Oder weshalb sonst, hat sich die Beschneidung nicht allgemein und weltweit durchgesetzt?
Fragen über Fragen… Klar ist mir nur, dass Beschnittene eine Minderheit sind. Nicht nur hier in Mitteleuropa, sondern weltweit. Wären 80 oder 90% der Weltbevölkerung beschnitten, würde mir wahrscheinlich die persönliche Entscheidung dafür oder dagegen, deutlich leichter fallen. Aber selbst dann könnte ich immer noch mit Bertrand Russell argumentieren, der gesagt oder geschrieben haben soll: "Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben."
Seit einer Dekade kämpfe ich immer wieder mit der Frage, ob ich mich beschneiden lassen soll oder nicht? Ich mache es mir wirklich nicht einfach mit dieser Frage.
Der Grund dafür ist, dass ich unter einer sehr starken Smegmaproduktion leide und immer wieder Entzündungen habe. Seit der Pubertät kämpfe ich regelmässig mit diesem Problem. Mein Penis riecht immer schlecht. Das Waschen mit Seife oder Duschgel lindert das Geruchsproblem für einige Minuten oder wenige Stunden. Deshalb hatte ich ihn für längere Zeit zweimal täglich eingeseift. Das ständige Waschen reizte jedoch die Vorhaut und die Haut der Eichel so sehr, dass alles extrem zu jucken begann. Zudem fördert das zu oft Waschen Entzündungen zusätzlich, weil ich den natürlichen Schutz vor Keimen immer wieder abwasche. Deshalb bin ich wieder dazu übergegangen, ihn nur noch einmal am Tag zu waschen. Aber so stinkt es wieder stärker. Ein Teufelskreis! 🙁
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Tatsache, dass ich als ambitionierter Amateur-Triathlet und ebenfalls als Tauchlehrer, jede Woche mehrere Stunden im Chlorwasser eines Schwimmbads verbringt, auch eine Rolle bei meinen Entzündungen spielt. Aber ich liebe diese Sportarten zu sehr, um sie einfach aufzugeben. Allerdings hatte mein Bruder ganz ähnliche Probleme mit seiner Vorhaut und er schwimmt sehr nur selten.
Noch mildere Seifen oder Duschgels halfen leider auch nicht. Meine Eltern besitzen mehre Drogerien und Apotheken in der Region. Deshalb bin ich quasi an der Quelle für spezielle Pflegeprodukte, für übersensibele Haut oder für Allergiker. Keines dieser Produkte half mir wirklich weiter.
Leider ist es so, dass manchmal nicht nur ich selbst diesen üblen Geruch wahrnehme. Meine WG-Mitbewohner machen mich hin und wieder sanft darauf aufmerksam. 🙁
Was noch schlimmer ist, ist, dass ich meine Entzündungen bereits an mehrere Frauen weitergegeben habe. Sie hatten schwere Scheidenentzündungen. 🙁 Bei zwei Frauen, mit denen ich geschlafen hatte, ist der Zusammenhang ganz offensichtlich. Ich fühle mich wirklich irgendwie schuldig deswegen. Seit ich dies weiss, verzichte ich auf One-Night-Stands und damit auf Sex, solange meine Entzündungen nicht vollständig abgeklungen sind. Früher war ich damit viel weniger vorsichtig. Aber wahrscheinlich kann ich die Keime, die dafür verantwortlich sind, auch dann übertragen, wenn ich nicht entzündet bin. Sie sind dann wahrscheinlich nur in viel geringerer Zahl vorhanden.
Viel zu viel Smegma nach einem Tag mit viel Sport. (Passwort für ü18-Bilder: hier, Punkt 13)
Zirkumzision notwendig oder nicht?
In den letzten Jahren sind meine Vorhaut- und Eichelentzündungen immer hartnäckiger geworden und ich leide in immer kürzeren Abständen darunter. Sowohl der unangenehme Geruch als auch die regelmässigen Schmerzen, sind für mich immer mehr zu einer Belastung geworden.
Mein Hausarzt ist scheinbar ganz grundsätzlich gegen eine Zirkumzision. Er scheint Beschneidungsgegner zu sein, auch wenn er dies nicht offen sagt. Er empfiehlt seit Jahren unterschiedliche Salben. Wenn die Entzündung nicht abschwellen will - was den letzten zwei Jahren öfter der Fall war - gab er mir Antibiotika. Ich war lange von diesem "sanften" Weg überzeugt und einige Jahre lang hatte dies auch sehr gut funktioniert. Einerseits bin ich froh, dass mein Hausarzt nicht vorschnell zu einer Operation rät. Auf der anderen Seite fühle ich mich seit einiger Zeit mit meinem Problem allein gelassen, weil er nicht bereit zu sein scheint, auf die radikalere Methode der Beschneidung umzuschwenken. Er scheint irgendwie verärgert darüber zu sein, dass ich nun ernsthaft darüber nachdenke mich beschneiden zu lassen. Aber auch dies kann ich natürlich nur zwischen den Zeilen lesen.
Seit einigen Monaten bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich das Gefühl habe, dass ich selbst etwas unternehmen muss, um eine bessere Lösung herbeizuführen. Obwohl ich gut mit ihm auskomme und ihn irgendwie mag, kann ich nicht auf die Unterstützung meines Hausarztes hoffen. Er wird mich nicht zu einem anderen Urologen überweisen, der seine Meinung nicht bestätigt.
Ich weiss sehr wohl, dass die Entscheidung für die Beschneidung eine unumkehrbare ist und nicht leichtfertig getroffen werden sollte. Allein aus ästhetischen Gründen würde ich mich nie beschneiden lassen. Dafür ist mir die Abheilzeit zu heftig und zu lange. Ich habe miterlebt, wie mein Bruder nach seiner Zirkumzision gelitten hatte. Viel weniger Angst Ich habe vor den bleibenden Folgen, da sehr viele sehr glücklich damit leben.
Weil ich scheinbar ein Grenzfall zwischen "medizinischer Notwendigkeit" und "reinen hygienischen Gründen" bin, ist es für mich sehr schwierig, das Für und Wider abzuwägen. Lange, zu lange habe ich mich vor einer Entscheidung gedrückt. Nun ist sie aber unausweichlich geworden.
Jasons Erfahrung
(Der folgende Abschnitt veröffentliche ich mit der ausdrücklichen und vorheriger Genehmigung durch meinen Bruder.)
Mein kleiner Bruder, der unter dem gleichen Problem gelitten hatte (zu starke Smegmaproduktion und hartnäckige Entzündungen), wurde 2018 beschnitten. Nach einer sehr schweren Entzündung wurde die Zirkumzision für ihn unumgänglich, weil die Blase von der Entzündung mitbetroffen war. Da Jason gehörlos ist, hatte ich ihn damals zum Urologen begleitet, als Gebärdendolmetscher. Er hat sich bei diesem sehr intimen Thema nur seinem grossen Bruder (mir) anvertraut. Ich sass neben ihm, als er operiert wurde. Ich weiss deshalb genau wie das alles abläuft. In der Zeit nach der Operation gebärdete Jason mir gegenüber, oft seine damalige Frustration. Nur mit mir wollt/konnte er damals, offen darüber zu sprechen.
Obwohl mein Bruder und ich unterschiedliche Charaktere sind, unterschiedliche Interessen haben und er drei Jahre jünger ist, stehen wir uns sehr nahe. Es gibt nur wenige Geheimnisse zwischen uns.
Deshalb weiss ich sehr genau, was die Zirkumzision bedeutet. Ich habe es quasi "hautnah" miterlebt. Ich weiss, wie mein Bruder in den Tagen, Wochen und Monaten nach der Beschneidung gelitten hatte. Nicht wegen Schmerzen. Die hatte er kaum. Sein Glied sah jedoch aus wie ein Kriegsgebiet. Er brauchte mehr als ein Jahr, um sich vollständig an seinen neuen Penis zu gewöhnen. Der mentale Aspekt war beinahe noch schwieriger als der rein physische. Die Wundheilung ging zügig voran. Aber obwohl es nur eine sehr überschaubare Amputation war, war die dadurch entstehe Veränderung massiv. Erst nach etwa 15 Monaten konnte Jason die Masturbation und den Sex wieder richtig geniessen. Es war eine harte Zeit für ihn, bis sich sein Gehirn mit der neuen Situation vollständig apanagiert hatte. Und genau davor habe ich in Bezug auf meine eigne Zirkumzision wirklich sehr grossen Respekt.
Das Endresultat
Heute ist Jason jedoch sehr, sehr zufrieden mit dem Endergebnis und er wünscht sich, er hätte es schon viel früher machen lassen. Die Entzündungen kamen nie wieder zurück und er stinkt nicht mehr. Alles sauber, trocken, glatt, geschmeidig und weich. Die Narbe ist kaum noch zu erkennen. Nur noch ein leichter Farbunterschied. Als wir neulich darüber sprachen, erlaubte er mir seine Narbe betasten, um mir Mut zu machen. Alles weich und geschmeidig. Den Penis des anderen zu betasten, ist etwas das natürlich nur unter Brüdern, die sich vertrauen möglich ist und wir auch noch nie zuvor machten. 😉 Wir sind beiden alles andere als schwul!
Heute hat Jason viel Freude an seinem "neuen Penis", wie er schon mehrfach betonte. Er ist regelmässig sexuell aktiv und scheint keine bleibenden Schäden davongetragen zu haben. Werder psychisch noch physisch. Die Frauen seien anfangs manchmal etwas irritiert, aber in der Regel gefalle ihnen sein Penis danach immer sehr. Obwohl ich nicht auf die Schwätze anderer stehe, muss ich zugeben, dass Jaosns beschnittener Penis wirklich attraktiv aussieht. Ich verstehe gut, dass Frauen diesen Anblick mögen.
Jason rät mir schon seit vielen Monaten, es auch "endlich" machen zu lassen und er versprach mehrmals mich auf diesem Weg zu unterstützen, wie ich es damals für ihn tat.
Die Vorbereitung
Die meisten Urologen scheinen leider keine Meister darin zu sein, ihre Patienten auf die Zeit nach der Beschneidung vorzubereiten. Die rein medizinischen Informationen, die Jason damals erhielt, waren erste Sahne. Wirklich top! Über die Wundheilung und mögliche Komplikationen wurde er bestens informiert. Aber die mentalen Folgen wurden leider überhaupt nicht angesprochen. Kein einziges Wort dazu.
Damals hatten wir beide (zu)viel im Internet über die Zirkumzision recherchiert. Leider sind die meisten Informationen dazu sehr einseitig: Entweder ist alles schlecht oder es gab gar keine Probleme. Die vielen Zwischentöne und Zweifel, die wohl jeder in der Realität durchmacht, werden meist zu Gunsten einer bestimmten Ideologie verschwiegen. Es hätte Jason damals in seiner Frustration sehr geholfen, zu lesen, dass dies alles einfach sehr viel Zeit braucht. Dass sich auch das Gehirn erst einmal umorganisieren muss. Und, sass dies scheinbar nicht ungewöhnlich ist. Natürlich kann es bei vielen ganz anders abgelaufen sein als bei Jason. Aber, dass es nur zwei Extreme geben soll, kann rein statistisch (logisch gedacht) nicht sein.
Inzwischen habe ich auch einige rare Berichte im Internet gefunden, die das Gleiche beschreiben, wie es mein Bruder durchlebt hatte. Berichte die auch die Zwischentöne beschreiben. Es ist wahrscheinlich eher die Normalität als die Ausnahme.
Mein Istzustand
Wenn die Entzündung und der üble Geruch nicht wären, wäre meine Vorhaut perfekt. Keine Phimose. Meine Vorhaut ist weder zu lang noch zu kurz. Etwa CI-6 (gemäss "Coverage Index", folge dem Link) Ich habe weder einen hässlichen Rüssel, noch eine nur halb bedeckte Eichel. Genau richtig. Meine Vorhaut bereitet mir normalerweise viel Spass. 🙂
Mein Istzustand (Passwort für ü18-Bilder: hier, Punkt 13)
Man hat mir auch schon geraten, die Vorhaut immer zurückgeschoben zu tragen. Aber das funktioniert bei mir gar nicht. Mein Frenulum arbeitet sehr effektiv, wie es sollte und schiebt meine Vorhaut immer zuverlässig über die Eichel, wenn mein Keiner schlaff ist. Das dauert normalerweise keine 2 Minuten.
Ich hatte schon versucht meine Vorhaut mit medizinischem Klebeband längere Zeit zurückgezogen zu tragen. Das wird aber noch einigen Stunden sehr unbequem, weil die Ränder des Klebbands irgendwie einschneiden.
Die Entscheidung
Vor einigen Monaten, als ich die letzte schmerzhafte Entzündung hatte, entschied ich mich, die Operation machen zu lassen. Damals wollte ich's möglichst schnell hinter mich bringen. Jetzt sind die Schmerzen wieder abgeklungen, die jüngste Entzündung ist längst vorbei und ich hinterfrage meine damalige Entscheidung wieder. Momentan fühlt sich mein Penis und die Vorhaut sehr gut an und ich möchte nichts verändern daran. Ich weiss aber leider, die nächste schmerzhafte Entzündung wird kommen.
Trotz des schlussendlich sehr guten Ergebnisses bei Jason, zögere ich beim Gedanken mich selbst ebenfalls beschneiden zu lassen. Nicht nur wegen der sehr unangenehmen und langwierigen Abheilphase, sondern weil ich weiss, dass es danach nie wieder so sein wird wie jetzt. Es wird sich alles ganz anders anfühlen. Irgendwie scheine ich an meiner Vorhaut zu hängen, obwohl sie mir immer wieder grosse Probleme macht. Ich kann nicht wirklich genau erklären, weshalb ich derzeit so widersprüchlich empfinde.
Die nächsten Schritte
Ich habe mit zwei Urologen und einem Dermatologen Beratungs- und Voruntersuchstermine vereinbart. Ich möchte nun die Meinung von Fachleuten hören und nicht nur die meines Hausarztes. Nach diesen drei bevorstehenden Konsultationen möchte ich eine endgültige Entscheidung treffen. Das Hin-und-Her muss zu einem Ende kommen.
Falls ich mich schlussendlich für eine Zirkumzision entscheide, würde ich gerne warten, bis es kälter wird. Viellicht bis Mitte November. Der Grund dafür ist, dass ich zuvor noch an Wettkämpfen (Triathlon) teilnehmen will und Tauchkurse unterrichten muss (ich bin Tauchlehrer). Beides ist mit einer frischen Wunde an meinem Penis nicht möglich. Wenn ich mich dazu entschliesse, möchte ich gerne die Zirkumzision noch vor Weihnachten 2022 hinter mich bringen.
Ich war über die Jahre mehrfach bei einem Urologen, an den mich mein Hausarzt überwiesen hatte. Dieser Urologe - wie mein Hausarzt auch – ist ehe gegen eine Beschneidung. Nur als letzte Option falls alle anderen Behandlungsmöglichkeiten versagen würden, hatte er mir mit der die Zirkumzision gedroht. Dieser Punkt ist für ihn scheinbar auch heute noch lange nicht erreicht. In der Zwischenzeit habe ich jedoch entgegen der Prognose dieses Urologen sehr viel häufigere und hartnäckigere Entzündungen gehabt. Ich werde nicht erneut zu diesem Urologen gehen.
Schützengraben während dem 2. Weltkreig bei Sarikamisch, 1914-1915
Bild: Schützengraben während dem 1. Weltkrieg bei Sarikamisch, 1914-1915
Eine Dekade
Ich beschäftige mich seit etwas mehr als einer Dekade immer wieder mit der Zirkumzision, weil mir vor Jahren von einem Urologen gesagt wurde, dass dies ein notwendigerer Schritt werden könnte. Heute ist mein Zustand so, dass ich mich für oder gegen eine Beschneidung als Therapie entscheiden muss. Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden. Ich nehme dies nicht auf die leichte Schulter. Es ist (noch) nicht so, dass ich von einem Arzt gedrängt werde. Aber die bisherigen Behandlungsmethoden funktionieren immer schlechter und es wird immer deutlicher, wo das endet: Die immer häufigere Einnahme von immer stärkeren Antibiotikas.
Leider habe ich in den letzten 10 Jahren die Erfahrung gemacht, dass weder die radikalen Gegner noch die radikalen Befürworter der Beschneidung mir bei dieser Entscheidung, hilfreich sind. Im Gegenteil: Beide Seiten werfen mit ihren Halbwahrheiten und Lügen viel zu viele Nebelgranaten.
Deformierende Verallgemeinerungen
Zunächst einmal möchte ich klarstellen, dass ich gegen jede Beschneidung unter Zwang oder Arglist bin, wenn es keine medizinischen Gründe gibt. Auch der Gruppenzwang, der mancherorts in Westafrika ausgeübt wird, um Schuljungen zur Zirkumzision zu bewegen, ist verwerflich. Ich finde es nicht gut, wenn Säuglinge und Kleinkinder beschnitten werden.
Aber man stellen sich einen verantwortungsbewussten Vater (oder eine Mutter) vor, der seinem 12 oder 15 Jahre alten Sohn die Zirkumzision empfiehlt. Er klärt seinen Sohn ehrlich über die Vor- und Nachteile auf - die beide erwiesenermassen gibt - und überlässt dann, die freie und ergebnisoffene Entscheidung dem Jugendlichen selbst. In diesem Fall sehe ich keinen Grund, warum man die Beschneidung bei Minderjährigen dogmatisch ablehnen sollte. Warum sollte ein Jugendlicher nicht in der Lage sein, sein Recht auf sexuelle und körperliche Selbstbestimmung, im geschützten Rahmen seines Elternhauses, selbst auszuüben? Das ist nur dann problematisch, wenn der Jüngling überredet wurde.
Genau solche feinen Differenzierungen vermisse ich in der Beschneidungsdebatte. Zu werden alle über einen Kamm geschert, mit haltlosen und deformierenden Verallgemeinerungen. Viel zu oft wird nur in "schwarz und weiss" gedacht. Deshalb ist es für mich ganz offensichtlich, dass es in diesem Schlagabtausch leider nur sehr selten um das "Kindeswohl" geht. Es geht leider meistens nur um das Aufdrängen einer bestimmten Weltanschauung.
Alle jene Menschen, die ernsthafte Fragen über die Zirkumzision haben bleiben dabei ratlos zurück, werden falsch informiert oder gar instrumentalisiert. Die starke Politisierung einer medizinischen Fragestellung, du kennst meistens nur Opfer. Das erste Opfer ist dabei meistens die Wahrheit, die sehr selten nur "schwarz-weiss" ist.
Das moralische Minenfeld
Ich muss betonen, dass ich nicht nur das Recht eines Jungen auf sexuelle und körperliche Selbstbestimmung und Unversehrtheit für sehr hoch erachte, sondern auch das Recht der Eltern, die verantwortungsvolle Aufgabe der Erziehung auszufüllen. Wenn die Entscheidungsfreiheiten der Eltern einseitig eingeschränkt werden, ist es mit unserer freien und toleranten Gesellschaft sehr schnell vorbei.
Bei der Abwägung zwischen den Rechten des Kindes und den Rechten der Eltern begibt man sich immer in ein grosses moralisches Minenfeld. Weil die Folgen für den Jungen bei einer fachgerecht durchgeführten Beschneidung minimal sind, ist für mich persönlich nicht klar, ob die Erziehungsfreiheit der Eltern oder die Selbstbestimmung und Unversehrtheit des Kindes höher zu bewerten ist? Beides kann genau gleichwertig sein und man sollte sie nicht leichtfertig gegeneinander ausspielen. Ich will nicht so oberflächlich und verantwortungslos denken wie einige Aktivisten, die immer nur eine Seite dieser moralischen Medaille betrachten. Dafür sind die Tragweiten dieser gesellschaftlichen Fragen zu gross.
Den Widerspruch aushalten
Wahrscheinlich wird diese Debatte gerade deshalb so erbittert geführt, weil sich jeder in der Beschneidungsdebatte in moralische Widersprüche verstrickt - egal ob Gegner oder Befürworter. Wahrscheinlich werden genau deshalb so viele Halbwahrheiten und Lügen propagiert. Es gibt letztlich keine moralisch erhabene und völlig unschuldige Position in dieser Debatte. Es bleibt immer ein moralisches Dilemma zurück. Leider leben wir nicht in einer widerspruchsfreien Welt.
Obwohl ich gegen die Zirkumzision von Säuglingen und Kleinkindern bin, bin ich sehr vorsichtig damit, jüdische oder muslimische Eltern dafür zu verurteilen. Ich möchte mir nicht anmassen, ihnen vorzuschreiben, was sie zu tun oder denken haben, denn mein "Dagegen-Sein" beinhaltet auch ein ernstes moralisches Dilemma. Diesen Konflikt muss ich aushalten können. Sonst bin ich voreingenommen und ungeeignet, um sachliche Informationen über die Beschneidung weiter zu geben.
Dieser unauflösbare moralische Konflikt berechtigt mich nicht, Halbwahrheiten und Lügen zu verbreiten. Leider sind die Aktivisten auf beiden Seiten bereit, so zu tun, als gäbe es dieses Dilemma nicht, und scheinen daraus das Recht abzuleiten, anderen etwas vorzuschreiben.
Deshalb möchte ich dazu beitragen, die Lügen beider Seiten zu entlarven. Immer in dem Bewusstsein, dass beide Seiten teils moralisch richtig und teils falsch liegen.
So weit zu den moralischen Fragen.
Die nicht hilfreiche Propaganda
Für mich als jemand, der ernsthaft über eine Zirkumzision aus therapeutischen Gründen nachdenkt oder nachdenke muss, ist die folgende übertriebene und verlogene Propaganda nicht hilfreich. Und auch kaum für alle anderen, die nach neutralen Informationen suchen.
Ich spreche von den Propagandalügen der Zirkumzisionsbefürworter und Gegner, die u.a. besagen:
dass sich alle Männer beschneiden lassen sollten.
dass die Zirkumzision nur Nachteile mit sich bringen würde.
dass die Zirkumzision nur Vorteile hätte.
dass es immer bessere und wirksame alternative Therapien zur Beschneidung gäbe.
dass jede Zirkumzision problemlos verlaufe.
dass es keine guten medizinischen Gründe für eine Zirkumzision gäbe.
dass die Abheilzeit easy sei.
dass die meisten Beschneidungen zu einem psychischen Trauma führen.
dass es ein unbedeutender medizinischer Eingriff sei.
dass alle Beschnittene eine bewusstes oder unbewusstes Verlustgefühl empfinden würden.
dass die Zirkumzision vergleichbar mit der weiblichen Genitalverstümmelung sei.
dass 20'000 Nervenden verloren gingen.
dass die Zirkumzision näher zu Gott führe.
dass es bei sehr vielen Zirkumzision zu ernsthaften Komplikationen komme.
dass eine Vorhaut eklig sei.
dass die Beschneidung impotent mache.
dass der Sex viel besser oder viel schlechter sei.
dass die Vorhaut die sensitivste Zone am Penis sei.
dass es keine nicht-medizinische Gründe gäbe, die für eine freiwillige Beschneidung sprächen.
dass Selbstbefriedigung nach der Zirkumzision schwierig oder unmöglich sei.
dass die Beschneidung vor HIV und HPV schütze.
dass es allen Urologen nur ums Geld ginge.
dass Beschnittene bessere Menschen seien.
dass Beschnittene genital verkrüppelt, seinen.
wie ich mich zu fühlen habe, vor oder nach einer Zirkumzision.
dass jede Zirkumzision unnötig sei.
dass Beschnittene keinen erfüllen Sexualität erleben würden.
dass nur ein beschnittener Mann hygienisch sein könne.
dass alle Unbeschnittenen sterben müssten, weil sie ungläubig seien.
dass die Mehrheit der als Kinder beschnitten Männer heute Probleme damit hätten.
dass die Zirkumzision die Lösung für alles und jeden sei.
dass die Zirkumzision sehr oft im Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen stehe.
dass die Zirkumzision das Selbstwertgefühl steigere.
dass die Beschneidung nur eine Frage der Ethnie, Religion, Rasse und/oder Kultur sei.
dass erst die Beschneidung einen Jungen zum einem "richtigen" Mann mache.
dass alle Frauen einen beschnittenen Penis bevorzugen würden.
dass eine Zirkumzision zu mehr Problemen führe als sie löst.
dass alle Menschen, die sich für die Zirkumzision von Minderjährigen aussprechen grausam seien.
dass ich ein Verräter sei, weil ich eine sehr differenzierte Betrachtung, statt das Schwarz-Weiss-Denken fordere.
usw.
Respektlosigkeit
Auch wenn das eine oder andere der eben genannten Argumente ein Körnchen Wahrheit enthalten mag, so sind es doch allesamt Lügen, die von Aktivisten beider Seiten immer wieder verbreitet werden. Oft werden diese Halbwahrheiten und Lügen als Totschlagargumente verwendet und machen eine differenzierte Betrachtung und sachliche Diskussion unmöglich.
Das Leiden vieler Männer und Jungen, die eine medizinisch-therapeutische Zirkumzision benötigen würden, wird durch die vielen Halbwahrheiten und Lügen unnötig verlängert. Sie werden mit sehr seltenen "Horrorgeschichten" verängstigt. Den Aktivisten auf beiden Seiten fehlt jeglicher Respekt vor denjenigen, für die eine Zirkumzision die beste Therapie ist, und ebenso vor denen, deren Zirkumzision verpfuscht wurde.
Und nochmals: Ich persönlich bin gegen eine voreilige Beschneidung! Aber die Vor- und Nachteile einseitig zu verleugnen oder zu glorifizieren, ist nicht hilfreich.
Aktivisten? Nein, danke!
Ich kann mit beiden Lagern der Beschneidungsdebatte wenig oder gar nichts anfangen. Beide sind mir zutiefst unsympathisch. Beide übertreiben masslos. Beide schüren unnötige Panik. Beide sind respektlos. Beide sind für mich weit entfernt von jeglicher Objektivität. Beide Lager sind sehr unseriöse und sehr irreführende Informationsquellen. Auf beiden Seiten gibt es leider nicht wenige latente oder sogar manifeste Rassisten, ignorante Ideologen, Anhänger von Verschwörungsmythen, Fetischisten und/oder religiöse Eiferer. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Aktivisten und Eiferer auf beiden Seiten versuchen, den Beschnittenen und Unbeschnittenen vorzuschreiben, wie sie sich zu fühlen haben. Sehr oft wollen sie ihre eigene, sehr einseitige Weltanschauung allen anderen aufzwingen.
Besonders abstossend finde ich die Doppelmoral mancher Aktivisten, die ihre undifferenzierten Dogmen mit dem Nutzen für oder Schutz von Kindern rechtfertigen. Auch dies geschieht auf beiden Seiten. Aus meiner bescheidenen Sicht wäre den betroffenen Kindern mit einer differenzierten und einzelfallbezogenen Beurteilung, ohne Denkverbote, viel mehr geholfen.
Deshalb sind latente oder gar manifeste Rassisten, ignorante Ideologen, Anhänger von Verschwörungsmythen und religiöse Eiferer sowie Fetischisten auf www.circlog.ch nicht willkommen! Sorry.